Inneres Kind

24.04.2020

Ich bin als Alltagsbegleiterin in einer Wohngemeinschaft für ältere, überwiegend demente Menschen, tätig. Dies ist für mich nicht wirklich Arbeit, sondern eine Ehre, Menschen begleiten und pflegen zu dürfen. Ein Geschenk,  schöne Stunden mit alten, wundervollen Menschen verbringen zu dürfen und dafür auch noch Geld zu bekommen.

Mir geht mein Herz auf, wenn ich in die Augen dieser Menschen schaue. Wenn sie mir dann noch ein Lächeln schenken, geht mir vor Rührung ein Schauer über die Haut.


Heute durfte ich folgendes mit erleben:

Ich brachte einen großen Frühlings -  Wiesenstrauß mit. Wir betrachteten die vielen, unterschiedlichen Gräser und Blumen, welche derzeit auf den Feldern wachsen.

Natürlich durfte die Pusteblume nicht fehlen.

Jede/r bekam eine in die Hand und ALLE pusteten intuitiv. Ich freute mich so sehr. Die Menschen, die sonst so alltägliche, selbstverständliche Dinge wie z.B. Zähne putzen oder laufen, nicht mehr alleine schaffen, erinnerten sich innerhalb eines Augenblicks, was mit einer Pusteblume anzufangen ist.

Dieses Miterleben bestätigte mir wieder einmal, dass unser inneres Kind bis ins hohe Alter - wahrscheinlich bis zum letzten Atemzug - in uns ist.

Wenn wir auch oft im Alltag zu beschäftigt sind, oder wir uns gar eines Tages nicht mehr an die Namen unserer Kinder erinnern: unsere Kindheit ist in uns gespeichert. Ob wir wollen oder nicht ...

Das tolle ist:

Wir können sie jederzeit wieder lebendig werden lassen. Beim Schaukeln, beim Springen in den See, beim Quatschen mit unseren Kindern, beim "Engele" machen im Schnee und beim Pusten einer Pusteblume...

Wann hat dein inneres Kind das letzte mal das Wunder einer Pusteblume betrachtet?