Die Zauberhand

23.10.2021

Als meine Mama Ende 2017 ihr irdisches Kleid abgelegt hat, übernahm ich wie von Zauberhand einige ihrer Eigenheiten.

Immer wieder werde ich aufs Neue rührend überrascht, wenn ich oder jemand anders, eine weitere ihrer Charaktereigenschaften an mir erkennt.
Es erfüllt mich mit so viel Geborgenheit und Stolz, dass sie in mir weiter lebt.

Eines ihrer vielen Eigenschaften war:

Sie brachte überfahrenen Tiere, dessen Körper würdelos auf der Straße lagen, an bzw. in den Straßengraben und bedeckte diesen. Allem begegnete sie stets würdevoll.

Schon als sie sich auf den Weg in eine andere Welt machte, war unausgesprochen klar, dass ich diesen Part wohl übernehmen werde. Also deponierte ich je eine kleine Schaufel in meinem Kofferraum und Fahrradkorb. Ich war gewappnet.

Zumindest theoretisch.

(Eines noch vorneweg: meine, und die Sicherheit anderer geht immer vor! Ich halte nur dann an, wenn es die Gegebenheiten zulassen)

Wir Menschen wachsen ja bekanntlich mit unseren Aufgaben. Welch Überwindung war es am Anfang...

Doch mit dem Respekt gegenüber jedem Lebewesen und Mama hinter mir, stellte ich mich der Aufgabe.In den vergangenen Jahren habe ich unzählige Tiere von der Straße weg getan.

Letzte Woche lag das erste mal ein Fuchs vor meinen Augen. Die Schaufel im Fahrradkorb war eindeutig zu klein.

Mein Kopf ratterte. Ich fuhr schweren Herzens vorbei.

Doch es ließ mir keine Ruhe.

"Mama, was würdest du jetzt machen?" flehte ich in den Himmel. Und da war sie wieder. Die Zauberhand...


Es wurde still...


Ich drehte um, zog den Fuchs an seinem Schwanz von der Straße und bedeckte ihn mit Gras. Stolz, frei und zu tiefst berührt von der stetigen Hilfe meiner Mutter, fuhr ich weiter.

Die Helferinnen und Helfer sind schon da. Wir müssen sie nur fragen ...