Narben

09.06.2025

Das Bild zeigt das Plätzchen, an dem die Urne unserer Mama begraben ist.

Seit über sieben Jahren steht es da in Stein gemeißelt. Ihr Name mit Geburts- und Sterbejahr, der Stern des kleinen Prinzen und ihre so wichtige Friedenstaube.

Die tiefe Trauer und Leere hat sich sehr verändert. Freude, Leichtigkeit und ein Alltag ohne sie, ist schon lange wieder da. Dankbar und stolz erlebe ich, wie die vielen Samen, die sie mir in die Wiege gelegt hat, erblühen.

Doch in dem Moment, wenn ich an ihrem Grab steh, spür ich die Narbe, die ich seither in meinem Herzen trage.

Was, wenn manche Wunden ein Leben lang Narben hinterlassen?

Setzen wir an das Wort "Wunde" ein "r", entsteht doch tatsächlich ein "Wunder"…

Doch was, wenn Wunden tiefer sind, als Wunder groß sind?

Vertrauen wir auf diese leise Hoffnung, dieses ewige Licht in uns, das uns weiter machen lässt. Irgendwie… Wenn auch anders als zuvor.

Vertrauen wir darauf, dass sich diese so tiefe Traurigkeit, eines Tages wandeln wird.

Dass sie uns wie eine Freundin wird, die hin und wieder zu Besuch kommt.

Sie läd uns ein, einen Moment inne zu halten.

Sie kommt und geht wie die Wellen im Meer.

Mal ganz leise und zart, mal unüberwindbar scheinend stark.

Wir können lernen, mit diesen Wellen zu sein.

Und vielleicht können wir eines Tages mit einem Lächeln auf die Narben blicken…

Denn auch Narben erzählen Geschichten...